
HDMI begleitet uns schon seit über 20 Jahren. Seit seinem Debüt im Jahr 2002 hat es den Markt für Fernseher, Konsolen und AV-Geräte dominiert und ist so selbstverständlich geworden wie die Fernbedienung für den Fernseher. Aber es scheint, dass es endlich ernsthafte Konkurrenz erhält – und zwar nicht von Apple, Sony oder Samsung, sondern… aus China. Eine Gruppe von mehr als 50 chinesischen Unternehmen, darunter Spieler wie Hisense, TCL, Skyworth und Huawei, hat ihren eigenen Standard für die Übertragung von Bild und Ton vorgestellt – GPMI, also General Purpose Media Interface. Klingt ernsthaft? Das müssen wir zugeben, ein bisschen ist es.
Was ist GPMI eigentlich?
Die neue Schnittstelle wird in zwei Versionen verfügbar sein: Type-C (die dem uns von Smartphones bekannten USB-C ähnelt) und einem größeren Type-B, das einen eigenen Anschluss erhalten wird. Und gleich zu Beginn – die Bandbreite von GPMI Type-C soll beeindruckende 96 Gb/s betragen, während die Version Type-B sogar 192 Gb/s erreichen wird. Zum Vergleich: Der aktuelle Standard HDMI 2.1 bietet "nur" 48 Gb/s. Hier sprechen wir also von zwei- bis sogar viermal höherer Bandbreite. Was bedeutet das? Vollständige Unterstützung für 8K-Bilder, höhere Bildraten, Surround-Sound und sogar... gleichzeitige Übertragung von Strom und Daten. Klingt nach einer Kombination aus HDMI, Thunderbolt und USB in einem.
GPMI ist nicht nur Bild und Ton
Die Chinesen gehen das Thema umfassend an. GPMI soll Bild, Ton, Daten und Strom übertragen – ähnlich wie Thunderbolt 5. Type-C unterstützt bis zu 240W Leistung, und Type-B sogar bis zu 480W. Theoretisch könnte ein Kabel die gesamte RTV-Ausrüstung im Wohnzimmer mit Strom versorgen, ein 8K-Signal übertragen und es gleichzeitig mit dem Rest des intelligenten Hauses synchronisieren. Nicht genug? GPMI hat auch einen eigenen HDMI-CEC-Äquivalent, sodass ein Kabel – und der Fernseher schaltet die Konsole ein, wechselt die Quelle, regelt die Lautstärke des Receivers… das kennen wir.
Wann sehen wir GPMI?
Ein offizielles Datum gibt es noch nicht, aber die ersten Produkte mit GPMI sollen "in den kommenden Monaten" erscheinen. Bislang wurde bestätigt, dass Hisense, TCL, Skyworth, Konka, Huawei und Xiaomi planen, den neuen Standard in zukünftigen Fernsehern zu implementieren. Die Frage ist nur, ob es sich um ein globales Format handeln wird oder nur für den chinesischen Markt – im Moment deutet vieles auf Letzteres hin.
Ist GMPI eine reale Bedrohung für HDMI?
Das hängt davon ab. Bisher hat sich keiner der großen Akteure außerhalb Chinas – wie Samsung, Sony oder LG – zur Unterstützung bekannt. Aber wenn sich GPMI tatsächlich als vielseitiger, schneller und günstiger bei der Lizenzierung (oder sogar kostenlos) herausstellt, könnte es sein, dass die Hersteller anfangen, ernsthaft darüber nachzudenken. Besonders da HDMI 2.2 noch nicht eingeführt wurde und bereits langsamer sein soll als GPMI. Wird GPMI HDMI ersetzen? Nicht so schnell. Aber das ist das erste ernsthafte Signal, dass der TV- und AV-Markt in China unabhängig von westlichen Standards sein möchte. Und angesichts dessen, wie stark chinesische Unternehmen heute ihre Präsenz in der Welt der Unterhaltungselektronik markieren, sollte man dieses Thema besser nicht ignorieren.
Wenn GPMI populär wird – selbst wenn nur lokal – könnte das größere Unterschiede zwischen den Versionen der Hardware für verschiedene Märkte bedeuten. Und für uns Benutzer? Mehr Optionen… und mehr Kabel 😉